Bio-Obst

Von A wie Apfel bis Z wie Zitrone reicht das Angebot an frischem Bio-Obst. Neben einheimischen Obstsorten gibt es mittlerweile auch tropische Früchte in Bio-Qualität. 

Diese bescheren nicht nur KonsumentInnen höchsten Genuss ohne schlechtes Gewissen, ihre Produktion wirkt sich auch positiv auf Boden, Wasser, Umwelt und Gesundheit der lokalen Bevölkerung aus. Denn biologisch wirtschaften heißt auch fair wirtschaften, unabhängig davon, ob es sich dabei um den Umgang mit der Natur, um landwirtschaftliche Nutztiere oder die in der Landwirtschaft Beschäftigten handelt. Diese Kombination von Bio und Fair ist es auch, die ökologisch, ökonomisch und sozial zufriedenstellende sowie dauerhafte Lösungen für Lebensmittelproduktion und Ernährungssicherung bietet.

Bienen fliegen auf Bio

Für viele Menschen sind sie einfach nur lästig krabbelndes Ungeziefer, doch Insekten erfüllen ganz wesentliche ökologische Aufgaben und ihre Leistungen wurden nun erstmals auch monetär beziffert. Allein durch die Bestäubung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen beträgt der ökonomische Nutzen bestäubender Insekten weltweit etwa 150 Milliarden Euro pro Jahr.  Den Großteil der „Arbeit“ erledigen Hautflügler wie Bienen oder Hummeln und ihre Bestäubungsleistung bildet die Grundlage für zufriedenstellende Erträge von Obst- und Gemüsekulturen. Wild- und Honigbienen erfüllen für viele Ökosysteme aber auch andere wesentliche Schlüsselfunktionen. Umso dramatischer erscheint es, dass diese nützlichen Insekten – neben vielen anderen Tier- und Pflanzenarten – durch die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft ihren ursprünglichen Lebensraum verlieren. Immer häufiger leiden sie unter Futtermangel, da die ständig einseitiger werdende Landschaft den Insekten kein ausreichendes Nahrungsangebot mehr gewährleisten kann. 

Davon ist auf Bio-Betrieben glücklicherweise nichts zu spüren: Das vielfältige Nahrungs- und Rückzugsangebot lockt Bienen an – ihre Artenvielfalt und Individuenzahl ist bei biologischer Bewirtschaftung drei- bis siebenmal höher als auf konventionellen Flächen und mit zunehmendem Anteil der Bioflächen steigen auch die Populationen der Wildbienen, Honigbienen und Hummeln in der umliegenden Agrarlandschaft stark an. Eine Tatsache, die Bio-Obst gleich noch süßer schmecken lässt…

Bio und Fair

Unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten müsste einem so manches Stück Banane oder Ananas im Hals stecken bleiben. Abholzung tropischer Regenwälder, riesige Monokulturen, intensiver Dünge- und Pestizideinsatz, rasante Abnahme der Bodenfruchtbarkeit, gesundheitliche Gefährdung und Ausbeutung der LandarbeiterInnen sorgen beim Verzehr der Früchte eher für schalen als aromatischen Geschmack.

Glücklicherweise gibt es mittlerweile tropische Früchte in Bio-Qualität: Vielseitige Fruchtfolgen, organische Düngung, Anbau von Zwischenfrüchten, Kombination landwirtschaftlicher Nutzpflanzen mit Bäumen und Sträuchern (Agroforstwirtschaft) und der Verzicht auf schnelllösliche Mineraldünger und Pestizide wirken sich positiv auf Boden, Wasser, Umwelt und Gesundheit der lokalen Bevölkerung aus.  Biologisch wirtschaften heißt auch fair wirtschaften. Unabhängig davon, ob es sich dabei um den Umgang mit der Natur, um landwirtschaftliche Nutztiere oder die in der Landwirtschaft Beschäftigten handelt. Kooperationen mit dem Fairen Handel, der durch langfristige Handelsbeziehungen, gerechte Preise und verlässliche Einkommen die soziale Absicherung der LandwirtInnen in den Ländern des Südens deutlich verbessert, sind da nur eine logische Schlussfolgerung. Und diese Kombination von Bio und Fair ist es auch, die ökologisch, ökonomisch und sozial zufriedenstellende und dauerhafte Lösungen für Lebensmittelproduktion und Ernährungssicherung bietet.

Ökologisch wertvoll

Es herrscht wohl Einigkeit darüber, dass ein Spaziergang in einer kleinstrukturierten, abwechslungsreichen Landschaft mit blühenden alten Apfelbäumen deutlich mehr Charme versprüht, als das Schlendern über eine ausgeräumte und landwirtschaftlich intensiv genutzte Fläche. Soweit, so gut. Doch wie viel ist so eine vielseitige Kulturlandschaft wert? Und kann der Wert eines alten Obstbaumbestandes überhaupt in Geld aufgewogen werden? Fest steht, dass Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft gehören. Die alten Obstbäume bieten Wohn- und Nistplätze für verschiedenste Tiere und auch die Wiesen selbst sind idealer Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Diese wertvollen Biotope mit ihrer Vielfalt an unterschiedlichen Obstarten und -sorten sind in ihrem Weiterbestand nur gesichert, wenn sie auch gepflegt und bewirtschaftet werden. 

Natürlich stammen Bio-Äpfel und -Birnen nicht ausschließlich von solchen Streuobstwiesen, dafür wäre die Nachfrage nach Bio-Obst mittlerweile auch längst zu hoch. Doch sind es besonders Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern, die zur Erhaltung dieser vielseitigen und extensiv genutzten Ökosysteme beitragen. Das sollte auch entsprechend honoriert werden, denn neben ökologischen Leistungen kann der Wert einer Streuobstwiese für Erholung, Tourismus und regionale Identität nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Gesundheit – pur, nicht gespritzt

1150 – das ist die Zahl, der derzeit relevanten und weltweit in der Landwirtschaft eingesetzten chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel. 451 davon gelten als besonders gefährlich und es ist der Einsatz dieser Agrochemikalien, der, vor allem in den Ländern des Südens, jährlich tausende Tote durch Vergiftungen fordert. In den vergangenen Jahren sind die Pestizidrückstände bei Obst und Gemüse zwar tendenziell gesunken, durch Mehrfachbelastungen erreichen sie aber weiterhin ein hohes Niveau. Gerade diese Summenwirkung verschiedener Chemikalien ist besoners kritisch zu sehen, auch wenn Auswirkungen derartiger Pestizidcocktails auf das Wohlergehen der KonsumentInnen schwer einschätzbar sind, da die Beeinträchtigungen selten akut, sondern eher langsam und zeitversetzt auftreten.  Grundsätzlich kritisieren ExpertInnen, dass geltende Grenzwerte meist zu hoch angesetzt sind und Langzeit- bzw. Wechselwirkungen verschiedener Pestizide bei der Grenzwertfestlegung bis heute kaum berücksichtigt werden. Ein weiteres Manko: Die Grenzwerte orientieren sich an gesunden Erwachsenen und nicht an Kleinkindern, Schwangeren oder Kranken. Natürlich bedeutet das nicht, dass mit Pestiziden behandelte Äpfel oder Weintrauben eine Gefahr für Leib und Seele darstellen, doch sollten mögliche Auswirkungen auf den menschlichen Organismus nicht unterschätzt werden. Und wenn uns der tägliche Apfel wirklich den Arzt ersparen soll, dann führt kein Weg an Bio-Obst vorbei.