Während auf intensiv bewirtschafteten Feldern ausschließlich Hochertragssorten kultiviert werden, prägt eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten das Bild biologischer Getreideäcker. Die Biolandwirtschaft setzt auf Vielfalt statt Einfalt - kaum ein Korn, das nicht auf Bio-Feldern zu finden wäre. Und so wachsen viele, bereits in Vergessenheit geratene Getreidesorten, die nicht nur besonders robust sind, sondern auch geschmacklich überzeugen, auf Bio-Äckern.
…ist auf Bio-Feldern für verschiedenste Vertreter aus Fauna und Flora immer frei. Während in den letzten 50 Jahren durch die Intensivierung der Landwirtschaft viele Pflanzen- und Tierarten verschwunden sind, scheint die Welt auf Bio-Flächen noch in Ordnung.
Zahlreiche nützliche Mikroorganismen, Bodentiere, Insekten und Ackervögel tummeln sich auf und unter Bio-Äckern. Anders sieht es auf Feldern aus, die regelmäßig mit Pestiziden behandelt werden: Dort ist die Artenvielfalt um bis zu 50 % geringer als auf biologisch bewirtschafteten Äckern.
Doch Vielfalt findet man im Biolandbau auch bei den kultivierten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten prägt das Bild biologischer Getreideäcker, kaum ein Korn, das nicht auf Bio-Feldern zu finden wäre. Im Gegensatz zur intensiven Landwirtschaft, wo Ertragsmaximierung oberste Priorität hat, schätzt man in der Biologischen Landwirtschaft viele, bereits in Vergessenheit geratene Getreidesorten, die nicht nur besonders robust sind, sondern auch geschmacklich und durch den hohen Gehalt wertvoller Inhaltsstoffe überzeugen.
Abwechslungsreiche Fruchtfolgen statt einseitiger Monokulturen und ein breites Sorten- und Artenspektrum sorgen unter anderem dafür, dass im Biolandbau auch unter unterschiedlichsten Standortbedingungen und Umwelteinflüssen beste Getreide-Qualität garantiert und die Biodiversität von Agrarökosystemen gesichert werden kann.
Über ein Drittel der weltweiten Getreideernte wird an landwirtschaftliche Nutztiere verfüttert. Allein in Österreich werden 20 % des gebackenen Brotes wieder entsorgt. Es sind solche Zahlen, die verdeutlichen, dass eine Veränderung unseres Ernährungssystems höchst angebracht wäre.
Eine ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliche Bio- Lebensmittelproduktion könnte die Lösung vieler Probleme sein. Doch hat der Biolandbau auch das Potential, die Weltbevölkerung zu ernähren? Befürchtungen, eine Vollumstellung auf Bio würde für leere Teller sorgen, scheinen jedenfalls unbegründet. Studien belegen: Auch in intensiven Landwirtschaftsgebieten der Industrieländer wäre eine Umstellung auf Bio ohne negative Eekte auf die weltweite Nahrungsmittelverfügbarkeit möglich. In den Ländern des Südens sorgt die, mit einer biologischen Bewirtschaftung einhergehende, dauerhafte Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit sogar dafür, dass Bio-Erträge die konventionellen Erntemengen weit hinter sich lassen. Ein weiterer Vorteil: Durch das Wegfallen der Kosten für Pestizide und mineralische Stickstoffdünger wird die Einkommenssituation verbessert, die Eigenständigkeit der ländlichen Bevölkerung erhöht.
Egal ob Nord oder Süd: Wird Bio-Landwirtschaft mit einer von ErnährungswissenschafterInnen empfohlenen Ernährungsweise – mehr Getreide, Obst, Gemüse, weniger Fleisch – kombiniert, wäre die globale Lebensmittelversorgung auch ohne Erweiterung der landwirtschaftlichen Fläche gesichert, die Ernährungssituation in den sogenannten „Entwicklungsländern“ würde sich sogar deutlich verbessern.
Unter den Getreidearten ist es vor allem Mais, der bereits auf großen Flächen gentechnisch verändert kultiviert wird: 2009 waren es weltweit 42 Millionen Hektar, aber auch an Weizen, Gerste und Reis wird bereits kräftig und kostenintensiv geforscht. Abgesehen davon, dass der Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft mit langfristig unabsehbaren ökologischen Risiken verbunden ist, die Nutzung von Agro-Gentechnik bedeutet auch hohe Kosten: Stark steigende Saatgutpreise, Maßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen, drohende Resistenzbildungen von Schädlingen und Beikräutern, mögliche Ertragseinbußen, Trennung von Warenströmen, ... führen zu hohen finanziellen Belastungen. Nicht zu vergessen die wirtschaftlichen Schäden durch bereits eingetretene Kontaminationsfälle mit gentechnisch veränderten Saaten. Darüber hinaus bleiben die Erträge genmanipulierter Pflanzen meist weit hinter den Erwartungen zurück. Die einzig klaren Gewinner sind wenige Saatgutkonzerne, die mit Patenten und Lizenzverträgen für genmanipuliertes Saatgut hohe Gewinne erzielen – auf Kosten von wirtschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit, Wahlfreiheit und Sicherheit von Mensch und Umwelt. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Grundprinzipien der Biologischen Landwirtschaft: Nicht kurzfristige Gewinne, sondern ganzheitliche Strategien und langfristige, innovative Lösungen garantieren Ernährungssicherheit und ökologisch verträgliche Produktion. Logisch, dass der Einsatz von Gentechnik bei Produktion und Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln konsequent abgelehnt wird.
Ein Getreidekorn lässt sich analytisch in sämtliche seiner Inhaltsstoffe aufspalten. Das neuerliche Zusammenfügen aller Einzelkomponenten zu einem vollständigen Korn ist bisher allerdings noch nicht geglückt. Das Ganze ist also mehr als die Summe seiner Teile und Lebensmittel sind nicht nur eine schön verpackte Form von Wasser, Nährstoffen und Kalorien. Deshalb werden zur umfassenden Charakterisierung von Lebensmittelqualität, neben chemisch-analytischen Methoden, zunehmend auch sogenannte ganzheitliche Methoden herangezogen und laufend weiter entwickelt. Diese stellen nicht einzelne Inhaltsstoffe in den Mittelpunkt, sondern die „Vitalität“ des Lebensmittels und seine funktionalen Eigenschaften. In Kombination mit gängigen analytischen Verfahren können ganzheitliche Methoden zusätzliche qualitätsrelevante Informationen liefern. Mögen manche dieser Techniken auch ein wenig esoterisch anmuten und noch nicht in allen Einzelheiten standardisiert und wissenschaftlich anerkannt sein, ihre Bedeutung wächst – auch in Wissenschaftskreisen – und es lassen sich meist verblüffende Unterschiede zwischen biologischen und konventionellen Lebensmitteln feststellen. Dem ganzheitlichen Ansatz der Biologischen Landwirtschaft werden diese Qualitätsuntersuchungen besonders gerecht, zählen im Biolandbau doch neben der Qualität des Endprodukts auch die Auswirkungen des Produktionsprozesses auf Umwelt, Pflanze, Tier und Mensch.